Man muss es leider offen sagen: Viele Hunde sind zu dick! Schon viele Welpen und Junghunde schleppen zu viel Gewicht mit sich herum und oft wird es mit dem Alter nicht besser.
Wenn man mit den Hundebesitzern ins Gespräch kommt, finden sich meistens ruckzuck Erklärungen, warum das Zuviel an Gewicht beim eigenen Hund in Ordnung sei. Entweder hat er noch Babyspeck oder ist gerade im Wachstum, oder er ist alt oder kastriert, frisst einfach gerne oder hat einfach viel Fell. Nur die allerwenigsten Hundebesitzer geben zu, dass der Hund zu dick ist und möchten dies gerne ändern, schaffen es aber oft nicht.
Was auch oft vorkommt ist, dass die Menschen eine völlig falsche Wahrnehmung davon haben, wie gut ihr Hund im Futter steht. Da stellt sich die Frage: ?Wie erkenne ich eigentlich, dass mein Hund das richtige Gewicht hat??. Klar, es gibt Tabellen und Rassestandards, in denen man nachlesen kann, wie schwer ein Hund der Rasse XY in einer bestimmten Altersgruppe sein sollte. Dies kann aber nur ein sehr grober Anhaltspunkt sein, denn es gibt auch innerhalb der Rassen eine große Bandbreite und sobald an einem Hund mehr als eine Rasse beteiligt waren, helfen einem solche Werte sowieso nicht wirklich weiter.
Was kann man also tun?
Am besten selbst fühlen und genau hinschauen! Es gibt gewisse Merkmale, anhand derer der Gewichtszustand in 9 oder 5 Stufen eingeteilt wird.
Es folgt eine kurze Zusammenfassung der Unterteilung in 5 Stufen am Beispiel eines kurzhaarigen Hundes (bei langhaarigen muss man mehr ertasten als zu sehen ist):
1. Sehr untergewichtig:
Bei so einem Hund sind sowohl die Beckenknochen als auch die Rippen und Lendenwirbel deutlich sichtbar. Auch andere Knochenvorsprünge sind deutlich sichtbar. Es ist kein Bauchfett zu sehen. Wenn man den Hund von oben und von der Seite ansieht, ist eine extrem ausgeprägte Taille sichtbar. Die Muskulatur ist deutlich zurückgebildet. (Einige Windhunde können fast alle dieser Merkmale haben und normalgewichtig sein. Bei ihnen ist die Muskulatur aber deutlich ausgeprägt vorhanden!)
2. Untergewichtig:
Hier sind sowohl die Beckenknochen als auch die Rippen und Lendenwirbel sichtbar. Auch andere Knochenvorsprünge sind teilweise noch sichtbar. Der Hund hat wenig Bauchfett. Von der Seite und von oben ist eine ausgeprägte Taille sichtbar. Die Muskulatur ist leicht zurückgebildet.
3. Normalgewichtig/Idealgewichtig:
Bei einem normalgewichtigen Hund sind die Rippen und Wirbel nicht sichtbar, aber gut tastbar unter einer leichten Fettschicht. Es ist etwas Bauchfett vorhanden. Von der Seite gesehen, ist eine nach oben verlaufende Bauchlinie deutlich zu sehen, von oben sieht man die Taille deutlich. Der Hund ist gut bemuskelt.
4. übergewichtig:
Hier sind die Rippen und Wirbel nicht sichtbar und nur schwer tastbar. Der Hund hat ein ausgeprägtes Bauchfett. Von oben ist keine Taille zu sehen. Von der Seite verläuft die Bauchlinie nicht nach oben, sondern gerade. Es kann auch ein leichter bis mäßiger Hängebauch vorhanden sein und der Hund hat Fetteinlagerungen am Rücken und am Bauch.
5. Adipös:
Bei einem adipösen Hund sind die Rippen nicht mehr spürbar und die Wirbelsäule ist nur mit erheblichem Druck spürbar. Das Bauchfett ist extrem stark ausgeprägt zu einem starken Hängebauch. Es ist keine Taille sichtbar. Der Hund hat starke Fettablagerungen an Brust, Rutenansatz, Rücken und teilweise sogar an den Beinen oder am Kopf.
Jetzt wissen wir schon mal, wie das ideale Körpergewicht wäre. Aber warum ist es so wichtig, dass Hunde ihr Idealgewicht haben? Ist es nicht nur ein Schönheitsfehler, wenn sie zu dick sind? Eindeutig nicht! Dass Skelett und Gelenke durch zu hohes Körpergewicht übermäßig belastet werden und entsprechende Schäden entstehen können, leuchtet ein.
Doch es gibt noch viele weitere Krankheiten, die man als Normalhundehalter vielleicht nicht direkt mit Übergewicht in Zusammenhang bringt, obwohl sie durch dieses begünstigt werden. Dazu gehören zum Beispiel Diabetes, Herzerkrankungen, beeinträchtigte Leberfunktion, Immunprobleme und ein erhöhtes Krebsrisiko. Somit ist ein zu hohes Körpergewicht eine ernst zu nehmende Situation, der entgegengewirkt werden muss.
Grundlegend nimmt ein Hund (genau wie ein Mensch) zu, wenn er mehr Kalorien aufnimmt, als er verbrennt. Im Gegensatz dazu wird Gewebe abgebaut, wenn weniger Kalorien aufgenommen als verbraucht werden. Zunächst sollte abgeklärt werden, ob hinter dem Übergewicht eine Erkrankung steckt, die das Übergewicht verursacht, wie zum Beispiel Tumore, Morbus Cushing oder Schilddrüsenprobleme. Dann müssen diese Ursachen zunächst behandelt werden. Liegt keine Erkrankung zugrunde, sollte ein dem Alter und Aktivitätsstatus des Hundes angepasster Ernährungs- und Bewegungsplan erstellt werden. Hier können kompetente Ernährungsberater und Tierärzte helfen.
Falls Sie sich als neuer Besitzer eines Tierschutzhundes wundern, dass der Hund zunächst Unter- oder Übergewicht hat, liegt das nicht daran, dass die Mitarbeiter im Tierheim nicht über die Probleme von Über- oder Untergewicht Bescheid wüssten, sondern es ist leider im Tierheim nicht durchführbar, bei jedem Hund einzeln auf die Ernährung zu achten. Meist wird eine mehr als ausreichende Menge Futter zur Verfügung gestellt, die für alle Hunde der Gruppe locker reichen würde. Allerdings sichern sich einige wenige Hunde mehr Futter als für sie gesund wäre und so bleibt für die anderen immer zu wenig übrig. Infolgedessen haben letztlich einige Hunde zu viel und einige zu wenig Gewicht. Im neuen Zuhause kann dann in beiden Fällen gezielt daran gearbeitet werden, dass die Hunde schnell ein gesundes Normalgewicht erreichen, um so die Grundvoraussetzung für ein hoffentlich langes, gesundes Hundeleben zu schaffen.